Beitrag
-
Warum kann ich keinen Beitrag veröffentlichen?
WP.com: Yes
Jetpack: No
Correct account: YesDer Blog bei dem ich Hilfe benötige heißt (nur für angemeldete Benutzer sichtbar).
-
Mit dieser Beschreibung kann niemand was anfangen…
Also:
– Was machst du?
– Was passiert dann?
– Fehlermeldungen?
– Arbeitest du mit dem alten oder dem neuen Editor? -
ich arbeite wie immer. Ich schreibe einen Beitrag, markiere ihn und klicke auf kopieren. Dann öffne ich die Seite von wordpress „neuen Beitrag veröffentlichen“ wie immer erscheint nur meine Überschrift nach Klicken von „einfügen“, aber dann finde ich den ganzen Beitrag im Blog. Das ist nun vorbei, selbst das Einfügen ist nicht mehr möglich, vorbei
-
Das Identifikationsprinzip in der Literatur
(ein kleiner literaturtheoretischer Spap einer speziellen Poetik)
An einem jener heißen Julitage, an denen man zum Feierabend das Gefühl hatte, die Zunge sei bis zum Schlund hinunter ein drei Wochen in der prallen Sonne gelegener ausgetrockneter Scheuerlappen, ging Alexander in einem Straßencafé mehrere große Glas Bier trinken, um dann zum späten Abend leicht angetrunken nach Hause zu kommen, wo zu seinem Glücke keine zeternde Ehefrau wartete. Inzwischen hatte die Atmosphäre der Stadt sich angenehm abgekühlt, und Alexander öffnete die Fenster, damit auch seine schöne Wohnung über die Nacht kalt wurde.
Er pfiff bei dieser Tätigkeit leise vor sich hin und keinerlei böse Gedanken quälten ihn, als es klingelte.
Nanu, sagte er so in Gedanken, denn um diese Zeit erwartete er keinen Besuch mehr, und er öffnete die Tür.
Auf dem Flur stand seine Nachbarin.
Alexander hatte sie schon mehrere Wochen nicht mehr gesehen, und da im vierten Stock des Seitenflügels nur zwei Wohnungen existierten, fühlte er sich fast allein im großen Haus, daher blinzelte er etwas erstaunt und sagte dann,
„Hallo, guten Abend, Frau Nachbarin, wir haben uns ja schon ewig nicht mehr gesehen, sicher waren Sie im Urlaub, was darf ’s denn sein? Salz, Zucker, Essig, Brot oder Kartoffeln, habe ich alles da, wenn man aus dem Urlaub kommt, mangelt es häufig, nicht wahr“, denn seine inzwischen gar nicht mehr ausgetrocknete Zunge schwatzte gewissermaßen von allein, dass man wohl mit dem Alkoholgehalt des genossenen Bieres erklären musste.
Die Augen der Nachbarin funkelten in einer Art, die ihn etwas ernüchterte.
„Ja, ich war im Urlaub.“
Alexander schwadronierte aber weiter, „da hatten Sie aber schönes Wetter, wo wir hier in der Stadt Höllenqualen litten, also womit kann ich Ihnen behilflich sein?“
„Mit nichts.“
Sie flüsterte, und mit einem Male verdrehte sie auf seltsame Weise die Augen, dass er mehr vom Weißen des Augapfels, als denn von ihrer dunklen Pupille sah, und stieß ein wenig ruckartig die Worte heraus, „Moment mal, ich muss bloß kotzen“, verschwand in Windeseile durch die geöffnete Tür ihrer Wohnung, aus der er kurz danach eindeutige Geräusche hörte.
Alexander zuckte etwas hilflos die Schultern nach oben und ging zurück in seine Wohnung, um auch im Schlafzimmer das Fenster zu öffnen, zwecks eines durchaus erwünschten Durchzugs der Luft von draußen. Die Tür zu seiner Wohnung ließ er angelehnt, das erschien ihm als genau die richtige Mitte zwischen Diskretion und Anteilnahme.
Dann vernahm er über den Flur aus der nachbarlichen Wohnung das Rauschen der Toilettenspülung, dabei dachte er, sie scheint es hinter sich zu haben, als es in diesem Moment wieder klingelte.
„Kommen Sie doch rein“, rief Alexander gutgelaunt in die Richtung der offenen Tür, aber zu seinem Erstaunen kam von dort sehr leise gesprochen, aber durchaus mit einem bösen Unterton, „ich komme nicht in Ihre Wohnung.“
Alexander runzelte die Stirn, denn die Reaktion der Nachbarin, die er doch noch vor Wochen, als eine sehr angenehme und freundliche Frau in Erinnerung hatte, befremdete ihn, so dass er zur Tür ging, sie anschaute und fragend, „warum denn nicht, soll ich einen Arzt holen, ist es mit Ihrer Übelkeit so schlimm bestellt“, ihr mit entwaffnender Freundlichkeit in die nun schon wieder grimmigen Augen sah.
„Ich brauch‘ keinen Arzt, ich bin im vierten Monat schwanger“, fauchte sie und sprühte Augenblitze, als wolle sie ihn töten.
„Ja, aber das ist ja wunderbar“, stammelte Alexander, reichlich überrascht von dieser Offenbarung, da er doch eigentlich keine privaten Kontakte mit der Frau pflegte, „dann gratuliere ich herzlich, das wird bestimmt ein hübsches Baby, wohnt der künftige Vater jetzt bei Ihnen?“, dabei an der Nachbarin vorbei schauend in die Richtung ihrer Wohnungstür, als erwarte er dort eine männliche Gestalt.
„Es gibt keinen Vater“, flüsterte die Nachbarin.
Auf ihre absurde Antwort etwas hüstelnd eingehend, bemerkte Alexander nachsichtig, „gute Frau, das wäre dann seit der Empfängnis der Jungfrau Maria der zweite Fall in der Geschichte der Menschheit, möglicherweise besuchten Sie vor vier oder fünf Monaten eine Diskothek mit guten Freundinnen oder Freunden, sprachen etwas reichlich dem Alkohol zu, und der eigentliche Moment der Beginn Ihrer Schwangerschaft ist mit dem Erzeuger derselben Ihrem Bewusstsein entglitten, ich habe dafür durchaus Verständnis, sind mir doch ähnliche Vorkommnisse…“, worauf die Nachbarin mit harter Stimme ihm die Worte förmlich abschnürte, „ich gehe nie in eine Disco, und ich betrinke mich auch nicht“, so dass Alexander mit offenem Mund verstummte.
Die Nachbarin starrte ihn durchdringend an.
„Wie haben Sie es gemacht?“
Alexander, der nun wahrlich kein Mensch ist, den irgend etwas leicht aus der Fassung bringt, kam in eine stotternde Redensweise, „ich, wieso ich, ich hab‘ doch…“, gleichzeitig wurden auch seine Augen starr, als schaue er durch sie hindurch.
„Hören Sie“, sprach die Nachbarin, jetzt zu einer festen Stimme findend, „Sie denken, wir wohnen, als zwei einsame Singles in der Großstadt, niemand beachtet uns, da irren Sie sich gewaltig, all die älteren Nachbarn hier im Hause, ja in der Straße beobachten uns, diese Leute stehen hinter ihren Gardinen, sie wissen genau, wie wir leben, sie werden uns immer nachsagen, dass Sie der Vater sind“, sie unterstrich ihre Worte, indem sie mit dem Zeigefinger auf Alexander wies.
Mit dieser Rede drehte sie sich um und verschwand in ihrer Wohnung, die Tür hinter sich zuknallend, in Folge dessen Alexander zusammenzuckte.
Er taumelte in seine Wohnung, obwohl er nicht betrunken war, die Nacht verbrachte er unruhig und schwitzend, da half auch der kalte Durchzug nichts.
Alexander wälzte sich hin und her, er fürchtete selbst um seinen Verstand, immer wieder jagten die Gedanken in seinem Kopf, dass es surrte, mehrmals murmelte er laut, „Ende Februar, Anfang März“, bis er irgendwann in den Morgenstunden einschlief.
Am nächsten Tag im Büro fragte ihn seine Sekretärin andauernd, ob er krank wäre, er schaue so seltsam, und die Gesichtsfarbe wechsle, daraufhin aber Alexander immer murmelte, „es wäre nichts weiter“, und seine Nase nur noch tiefer in den Aktenordner steckte.
Alexander hielt auf der Heimfahrt an einem Blumenladen und kaufte einen ganzen Bund rote Rosen. Zu Hause trank er der Hitze wegen, die nicht nur von außen kam, sondern auch in ihm wallte, eine große Flasche Mineralwasser aus, dabei an der Tür horchend, ob die Nachbarin endlich heimkam. Deutlich hörte er das Klicken des Schlosses ihrer Tür, die sie anschließend wieder mit lautem Knall zuwarf.
Langsam zählte Alexander bis zehn, öffnete seine Tür, hielt den Strauß Rosen vor sich mit der linken Hand, während er mit dem Zeigefinger seiner rechten ihre Klingel betätigte.
Die Nachbarin riss die Tür auf, als hätte sie darauf gewartet und warf ihm ein finsteres „was wollen Sie?“ entgegen.
Alexander senkte Zentimeter für Zentimeter die Blumen, bis er ihr erhitztes Gesicht, dass ihm wunderschön erschien, sah, und selbst abwechselnd rot und bleich werdend, stammelte er:
„Hören Sie mir bitte zu, nehmen Sie mir doch mal die Blumen ab, wir müssen uns unbedingt unterhalten, die ganze Sache ist so aberwitzig…“, sie ihn jedoch wieder unterbrach mit einem erneuten „was wollen Sie?“, er nun zu allem entschlossen sagte, „ich möchte Sie heiraten und bin durchaus bereit, die Vaterschaft des Kindes anzuerkennen.“
So gelang es ihm, die Nachbarin zum Verstummen zu bringen, indem sie die Zeit damit verbrachte, ihn von oben bis unten, und von unten bis oben samt seiner Rosen anzuschauen.
Der nun folgende Satz kam eigentlich nur gehaucht aus ihrem Mund, Alexander jedoch erwartete ihn, denn „wie haben Sie es gemacht?“, musste ja nun logischerweise von ihr wiederholt werden.
„Genau das wollte ich Ihnen erklären, und darum bitte ich Sie in meine Wohnung, in der wir bei einem Glas kühlen Weines, oder wenn es Ihr Zustand nicht erlaubt, einer Saftschorle vielleicht, die ganze Angelegenheit in Ruhe besprechen“, säuselte Alexander, eigentlich schon ganz glückselig, denn sein Plan schien aufzugehen.
„Ich soll in Ihre Wohnung kommen? Wollen Sie sich vielleicht auch noch an einer schwangeren Frau vergehen?“
In diesem Augenblick musste wohl Alexanders Verstand, vielleicht der immer noch herrschenden Hitze wegen, vielleicht, weil er sich in Gedanken schon mit der Nachbarin vermählt sah, ausgesetzt haben, denn seine schlichte Antwort, „ich habe mal gelesen, bis zum achten Monat könne man völlig ungefährlich für das Baby Sex haben“ war wohl von allen nur denkbaren Antworten, die dümmste.
Die Nachbarin schloss wortlos die Tür, obwohl er sich mit der flachen Hand vor die Stirn schlagend, noch retten wollend, rief „Entschuldigung, so hatte ich das nicht gemeint, natürlich wollte ich nur mit Ihnen reden!“, blieb die Tür verschlossen. Alexander legte wortlos die Blumen ab, die zu seiner Freude am nächsten Tag nicht mehr dort lagen.
In den folgenden Wochen hatte er keinen direkten Kontakt mehr mit der Nachbarin. Er warf jedoch jeden Tag einen Brief in ihren Kasten, nur mit den Worten, „Ich liebe Sie, möchte Sie heiraten, kann alles erklären, ich bin der Vater des Kindes.“
Zwei Monate lang schrieb Alexander denselben Text.
Dann folgte ein Tag, an dem Alexander seine Taktik ändernd, ging doch inzwischen schon der Oktober ins Land, auch noch mit sonnigen Tagen, wie einst der März, aber natürlich längst nicht mehr so brütend heiß, einen anderen Brief in ihren Kasten warf. Dieser Brief lautete:
„Auch ein Vater hat Rechte!“
Am Tag danach fand er, womit er gar nicht mehr rechnete, einen Brief in seinem Kasten. In dem Umschlag befand sich eine Ultraschallaufnahme eines Embryos und ein Zettel, auf dem seine Nachbarin gekritzelt hatte, „es wird ein Mädchen, ich kann auch gut allein ein Kind groß ziehen“, der Zettel versetzte Alexander in eine Art Glückstaumel, das Bild noch mehr, so dass er es an diesem Abend wagte, wieder an ihrer Tür zu klingeln.
Sie öffnete die Tür geräuschlos, und er sah mit einem Blick, dass ihr Bauch schon sichtbar gewölbt war, so dass sein Herz rasend anfing zu schlagen, er aber trotzdem, inzwischen blass und dünn geworden, mit ruhiger Stimme sagte:
„Ich möchte Sie hiermit höflich bitten, am Samstag Nachmittag um fünfzehn Uhr im Russischen Café in der Schreinerstrasse sich mit mir zu treffen und mir die Gelegenheit zu geben, Ihnen alles zu erklären“, woraufhin er den Eindruck hatte, ein sanftes mildes Lächeln glitt über ihr Gesicht, als sie antwortete, „gut, ich komme.“
Am Samstag zog sich Alexander seinen guten Anzug, den er sonst nur bei Beerdigungen und Hochzeiten von Verwandten und Bekannten zu tragen pflegte, an, und schlenderte, dabei grübelnd, ob es angebracht wäre Blumen mitzunehmen, das aber wieder verwarf, in Richtung der Schreinerstraße, wo sich das Russische Café befand. Die Sonne schien, wie einst im März, nur mit dem Unterschied, dass im März die Sonnenstrahlen den Frühling, als ein Zeichen der Fruchtbarkeit und Saat ankündeten, sie nun im Oktober im Zeichen der Ernte standen, obwohl in der großen Stadt dieser Unterschied gar nicht so bemerkbar war, hatten wir ihn doch alle in unserer Natur. Kurzum, die Wärme, sei es nun, als aufkommende, oder als abklingende, war dieselbe, und Alexander geriet in eine Art Verzückung, als er zur Kenntnis nahm, dass die Kellnerinnen des Cafés sich entschlossen hatten, vielleicht zum letzten Mal in diesem Jahr, Stühle und Tische auf die Straße zu stellen, so dass er dort Platz nahm, um der Ankunft seiner Nachbarin entgegen zu sehen.
Lange brauchte er nicht warten, da kam sie, stolz mit gewölbten Leibe um die Ecke, geradewegs so, als wenn sie ihm auf dem Fuße folgte.
Ihrem „Hallo“ ließ er seinerseits ebenfalls ein „Hallo“ in derselben Freundlichkeit nachklingen, gleichzeitig einen Platz an seiner Seite anbietend, und schon, als sie sich setzte, eilte eine junge Kellnerin herbei, lächelnd nach ihren Wünschen sich erkundigend.
„Ich würde gern einen Milchkaffee trinken“, sprach die Nachbarin, und Alexander sich seltsamerweise außerordentlich über diesen Wunsch freuend, bestellte ebenfalls einen Milchkaffee. Die Nachbarin wirkte sehr entspannt und hielt ihr Gesicht mit einem leichten Lächeln in die Sonne, die man ja im Oktober, als die goldene bezeichnet, und Alexander, sie von der Seite betrachtend, geriet dermaßen über ihre weiche Weiblichkeit, in vollem Maße erblüht, in Entzücken, dass es ihm nur mit großer Mühe gelang, nicht einfach den Arm um ihre Schultern zu legen.
„Ich höre“, sprach sie leise, während sie den Zucker in dem inzwischen servierten Kaffe umrührte.
Sorgsam setzte Alexander, ebenfalls den Milchkaffee umrührend, seine Worte, „einst, in den ersten Tages des Märzes schien auf der gleichen Art die Sonne, wir beide saßen allein, jeder an seinem Tisch so, wie wir heute hier sitzen, nun aber an einem Tisch gemeinsam, Sie, mit gesegneten Leibe, das Bild von dem Kindchen hängt übrigens inzwischen an der Wand über meinem Schreibtisch“, indessen die Nachbarin ihn unterbrach, ehe er zu ausschweifend wurde, „verlangen Sie etwa, das ich mich sieben Monate zurück erinnere!“, dabei stutzend, ihn voll ansehend plötzlich sagte, „mein Gott, in diesen Tagen wurde das Kind gezeugt.“
„Eben“, Alexander antwortete triumphierend, „aus diesem Grunde ist es ja so wichtig, dass Sie sich erinnern“, nun kräuselte sie auf die anmutigste Weise ihre Stirn, trank einen Schluck Kaffee, immer noch grübelnd, dann hervorstoßend, „ja, ich saß genau hier und las ein Buch, und Sie saßen zwei Tische weiter und lasen ebenfalls in einem Buch, wir grüßten uns kurz, wie es Nachbarn zu tun pflegen, ohne weiter miteinander zu sprechen, oder…“ sie stutze, während Alexander, fast triumphierend lächelnd von seinem Kaffee nippte, sie weiterfuhr,
leicht errötend, „ich war zu dieser Zeit in einer psychologischen Behandlung“, Alexander behutsam, „ich hatte da auch eine Psychose.“
Jetzt setzte sie mit einem Ruck die Tasse auf den Tisch, stieß erregt hervor, „wollen Sie sagen, wir beide waren im Zustand der Verrücktheit“, er bemüht beruhigend, „ganz normal für Singles in der Großstadt“ und „können Sie sich vielleicht noch an das Buch erinnern“, nach leichtem Zögern dann wieder sie „es waren Novellen von Kleist“, er nun heiser auflachend, „Sie lasen die Marquise von O…“, „kann sein“, murmelte sie gedankenverloren.
Es folgte eine Pause.
Alexander wartete, denn offenbar war seine Nachbarin in einen Zustand der Erregung geraten, der ihn um dass Kindchen bangen ließ, doch nun erkannte er an ihrer ruhig werdenden Atmung, dass die Gefahr vorüber, und sie nun auch ziemlich beherzt, aber doch mit fester Stimme sprach, „bitte erklären Sie sich weiter, was damals vorgefallen, da Sie doch andeuteten, wir wären beide in eine Art von Wahn…“, sie führte ihren Satz nicht zu Ende, sondern sah ihn flehentlich an.
Alexander redete im möglichst sachlichen Ton, „haben Sie schon mal von dem Identifikationsprinzip der Literatur gehört?“
Die Nachbarin wurde auch sehr sachlich, „Sie meinen, ich identifizierte mich mit dieser Marquise, fiel irgendwann in Ohnmacht und Sie nutzten, ganz wie dieser russische Offizier“, sie unterbrach sich, um dann ganz abrupt zu sagen, „dann sind Sie ein Schwein, das meine hilflose Lage ausnutzte.“
„Nun, nun“, wehrte Alexander sich fast entrüstet, „Sie vergessen, auch ich war im Wahn und las ein Buch“, „welches denn“, sichtlich neugierig geworden die Nachbarin, „Erzählungen von Kafka, und zwar die Verwandlung“, antwortete Alexander, „in der sich ein Mensch in einen Käfer verwandelt“, zeigte sich die Nachbarin, als eine belesene Frau, „nur, dass ich mich im Wahn in einen Hund…“, bei diesen Worten Alexanders sank die Nachbarin gegen die Lehne des Stuhles, bleich werdend und flüsternd, „ein Hund, dieses Hündchen“ und schloss die Augen, Alexander legte beruhigend den Arm jetzt doch um sie und stammelte, „bitte beruhigen Sie sich.“
Die junge Kellnerin, sehr bemüht um ihre einzigen Gäste, musste wohl zur Kenntnis genommen haben, dass der Milchkaffee ausgetrunken wurde, und sie eilte deshalb herbei, „haben Sie noch ein Wunsch“, indessen die Nachbarin die Augen wieder öffnend, „ja, ich möchte einen doppelten Wodka“ sagte, ihr Alexander erschreckt ins Wort fallend, „um Gottes Willen, denken Sie an das Kindchen“, die Kellnerin hilflos von ihr zu ihm blickend, die Nachbarin schließlich resignierend seufzend, „dann einen Sahnelikör“, Alexander aufatmend, „ich allerdings trinke einen doppelten Wodka“, „ganz wie Sie wünschen“, sprach die Kellnerin, räumte die leeren Tassen ab und entschwand.
Sehr langsam drehte die Nachbarin ihren Kopf in die Richtung des besorgten Alexanders und flüsterte: „Nehmen Sie bitte Ihren Arm weg.“
Sofort zog er natürlich seinen Arm zurück, lächelte dabei aber verdächtig versonnen. Die Nachbarin holte ihn mit harten und direkten Worten aus glückseligen Träumen, obwohl er doch annahm, dass nun alles klar geworden sei.
„Sie hatten eine Psychose?“ die Nachbarin.
„Ja.“ Alexander.
„Und ich hatte eine Psychose?“ sie.
„Ja.“ er.
„Sie hatten damals für zwei Wochen von einem Freund ein niedliches Hündchen in Pflege?“ die Nachbarin.
„In Wirklichkeit war ich dieses Hündchen.“ Alexander.
„Mich wunderte schon, dass ich nie das Hündchen und Sie gleichzeitig sah, Sie sagten, das wäre ein verrückter Hund, der sich blitzschnell versteckt“, bemerkte die Nachbarin nachdenklich versunken, und fügte hinzu, „ich fange an zu verstehen“, was Alexander zum Aufatmen brachte, ging er davon doch aus, das harte Verhör wäre überstanden.
„Tja“, meinte er und stützte die Unterarme auf den Tisch, sprach mehr für sich in einem nachdenklichen Tonfall, „so setzt sich das Puzzle nach und nach zu einem Bild, das ganze Problem war anscheinend eine ansteckende Psychose, verbunden mit einer Identifikation in der Literatur, was übrigens nur bei guten Autoren stattfindet, die ja, wie allen bekannt, selbst verrückt waren, wo gibt es das heute noch, solche Leser, wie wir, sollten vielleicht keine guten Bücher lesen, sondern höchstens einige Literaturseiten im Internet, völlig ungefährlich“, er wurde unterbrochen von der Kellnerin, die den Likör und den Schnaps vor ihnen, stellte und sagte: „Bitte sehr.“
„Danke“, sprach Alexander, seine Nachbarin sagte nichts, starrte ihn aber durchdringend von der Seite an, so dass es ihm etwas unbehaglich zumute wurde.
„Damals“, sagte nun die Nachbarin leise, jedoch mit einer gewissen Eindringlichkeit, „kam ich nach Hause, die Tür zu Ihrer Wohnung stand offen, auf dem Treppenhaus entdeckte ich dieses niedliche Hündchen, sagte noch, ach, der Herr Nachbar hat sich ein Hündchen angeschafft, dann sprang mich dieses Hündchen in nahezu überschwängliche Freude an, schmuste mit mir und“, eine leichte Röte stieg in ihr Gesicht, „steckte sein Köpfchen unter meinen dicken Wollpullover, unter dem ich des warmen Tages wegen nichts weiter trug, schleckerte mich ab…“, mit diesen Worten hielt sie inne.
„Ich nahm Witterung auf“, bemerkte Alexander trocken.
Sie schwiegen beide und, als hätten sie sich abgesprochen, griffen gleichzeitig nach ihren Gläsern und stürzten den Inhalt hinunter, Alexander den Wodka, die Nachbarin den Sahnelikör.
„Dann raste das niedliche Hündchen in Ihre Wohnung, Sie erschienen in der Tür, ich fragte, ob Sie sich das Hündchen angeschafft hätten, Sie aber sagten, nur für zwei Wochen von einem Freund zur Betreuung.“ So, die Nachbarin.
„Ja“, antwortete Alexander nicht nur ihr, sondern gleichzeitig der Kellnerin, die erschienen war mit der Frage, ob sie noch einen Wunsch hätten, „noch mal das Gleiche.“
Die Nachbarin ließ ihn nicht aus den Augen.
„Am nächsten Tag klingelten Sie an meiner Wohnungstür und fragten, ob ich über die Nacht das Hündchen aufnehmen würde, da Sie außer Haus gehen wollten und ich“, sie zögerte, aber sprach dann beherzt weiter, „in meinem Wahn sagte zu.“ Die Kellnerin setzte die vollen Gläser vor ihnen ab, und dieses Mal bedankte sich auch die Nachbarin.
Beide schwiegen wieder eine Weile in der warmen Oktobersonne. Bis die Nachbarin endlich wieder anfing, zu Alexanders Überraschung, sehr kleinlaut:
„Sind wir immer noch in einer Psychose?“, „Nein, nein“, beteuerte Alexander sofort, „wir sind völlig normal, hatten wohl diese damalige Psychose verdrängt, und das ganz reale Ergebnis“, dabei schaute er mit einer gewissen Zärtlichkeit auf ihren Bauch, „war der Anlass, dass wir beide uns erinnerten“, sie lächelte weich, worauf er allen Mut zusammen nehmend fragte, „dürfte ich vielleicht mal die Hand auf Ihren Bauch legen“, sie verschämt die Augen senkte, er flüsterte, „ich fühle es, es bewegt sich.“
Plötzlich gab sie sich einen Ruck von innen gewissermaßen, schob seine Hand weg, und wie verwandelt sprach die Nachbarin böse, „Sie fraßen als Hund mein Schnitzel“, darauf er, „sollte ich rohes Fleisch essen?“, Dann sie „als ich badete, saßen Sie auf der Klobrille und“, sie stockte, „Sie sahen mir zu, wie ich mich ein wenig mit mir selbst…“; nun er besänftigend, „ich war doch nur ein Hund“, sie „unbedingt wollten sie in meinem Bett mit mir schlafen und schmusen“, er „ja, das war schön“, nun sie „dann schlief ich ein“, er „ich auch, aber wachte wieder auf“, sie, jetzt fragend „doch ich schlief durch?“
Etwas erleichtert nippte sie vom Likör. Alexander ließ sie selbst beim Wodka trinken nicht aus den Augen.
„Was sind Sie eigentlich von Beruf?“, fragte die Nachbarin.
„Oberinspektor bei einer Versicherungsgesellschaft.“
„Das trifft sich gut, ich brauche wahrscheinlich eine Rechtschutzversicherung.“
„Warum denn das?“
„Ich weiß nur noch nicht, ob ich Sie wegen Vergewaltigung oder erschlichenen Beischlafs oder mich wegen Sodomie anzeigen sollte.“
Alexander begann zu kichern.
„Da gibt es nicht zu kichern“, sagte sie spitz und trank ihren Likör aus.
„Nun“, meinte Alexander, „in dem Augenblick, auf dem es wohl ankommt, war ich in ihrem Traum ein russischer Offizier, kein Hund, sie sprachen sogar dabei…“, die letzten Worte machten sie ganz hellhörig, „was bitte sehr sagte ich denn“, Alexander in seiner Ehrlichkeit, aber in seinem Anstand auch, mit gesenkten Augen, „schön, ach, ist das schön, mach‘ weiter, ich wollte, es hörte nie auf.“
Ihre Reaktion, mit der er überhaupt nicht rechnete, war ein hart ausgestoßenes „mir reicht es, das ist mir alles zu verrückt, ich gehe.“ Und sie stand abrupt auf.
Flugs rief Alexander nach der Kellnerin, um zu bezahlen, und folgte seiner Nachbarin, bis sie schließlich Seite an Seite, wobei Alexander peinlich darauf achtete, sie nicht zu berühren, das Haus betraten, anschließend den Seitenflügel desselben, schweigend die Treppe hinauf gingen. Im dritten Stock öffnete sich zu seiner Überraschung plötzlich die Tür, und eine ältere Nachbarin, die Alexander bisher nur halbbewusst zur Kenntnis nahm, rief in einer ihn ebenfalls sehr überraschenden hohen Stimme, „ach, da haben wir ja das Honigpärchen, irgendwann musste es ja so zwischen ihnen kommen, wann erscheint denn das Kindlein, und wissen Sie schon, ob es ein Junge oder Mädchen wird?“, Alexander legte, einfach die Situation ausnutzend, den Arm um seine Nachbarin, und zwar die schwangere, und antwortete stolz, „es wird ein Mädchen“, seine Nachbarin, ihm einen schiefen Blick zuwerfend, fügte noch hinzu, „es kommt genau zur Weihnachtszeit“, ohne seinen Arm wegzunehmen, so dass Alexanders Herz sang vor Freude.
„Nein, nein“, sprach die ältere Nachbarin, „so wird’s vielleicht ein Christkind gar“, und sie schloss mit diesen Worten die Tür, daraufhin Alexander die letzte Treppe mit seiner Nachbarin hinaufschritt, er aber keinen Grund sah, den Arm von ihrer Schulter zu nehmen.
Oben standen sie beide, ein wenig unschlüssig, wohl aus dem Grunde, wie sie sich jetzt verhalten sollte, da senkte die Nachbarin plötzlich ihren schönen Kopf an seine Schulter und flüsterte, „wie heißt du überhaupt“, er antwortete, „Alexander, und du“, wobei wahre Glückswellen seinen Körper wegen des eigentlich schon längst fälligen „du“ durchströmten, sie flüsterte zurück, „Lisa“, Er, ihr Haar sanft streichelnd, meinte, „dann sollten wir das Kind Marie nennen“. So standen sie geraume Weile, bis sie sich mit einem plötzlichen Ruck losriss und laut und vernehmlich von sich gab, „und trotzdem bis du ein Schwein, wie alle Männer, das war der raffinierteste Trick, von dem ich bisher hörte.“
Und so lösten sie sich voneinander, und jeder schloss seine Tür auf. Alexander meinte seinen Ohren nicht zu trauen, als Lisa, kurz, bevor er seine Wohnung betreten wollte, ihn fragte, „möchtest du noch ein wenig zu mir kommen, ich würde dir ein Schnitzel braten, sicher hast du einen Heißhunger nach all der Aufregung“, er sich umdrehend sie ansah und vermeinte, in ihren Augen ein Lachen zu entdecken, antwortete „gern.“
Sie sah ihm zu, während er aß.
Dann sagte sie: „Ich habe mal gelesen, so, wie ein Mensch isst, verhält er sich auch im Sex.“
Alexander, der in einiger Gier noch am letzten Bissen kaute, schaute sie mit Erstaunen an, wohl bemerkend, dass in ihren Augen schon wieder ein Lachen funkelte, er, der sonst nie um eine Antwort verlegen, brachte lediglich ein klägliches „Äh“, hervor, und sie, ganz cool, als wolle sie dem allen noch die Krone aufsetzen, fügte hinzu: „Dass man bis zum achten Monat Sex machen kann, ohne dem Baby einen Schaden anzutun, habe ich auch gelesen“, darauf Alexander, ohne ein Wort weiter zu sagen, zu ihr auf die Küchenbank wechselte, ihren Leib umfasste und seinen Kopf auf ihre Schulter legte, sie aber ihm über das Haar strich und flüsterte: „Du verdammter Hund.“(tze, tze, tze… wann hatte ich denn das geschrieben?)
-
Verarsche in wordpress
Leider blockiert das Team weitere Beiträge von mir. In meinem Mailordner erscheinen Sie doch. Weiß der Teufel, was diese Nerds da wieder ausgeheckt haben. Sorry für meine Leserinnen und Leser.
-
Hier wird nichts blockiert.
Nach meiner Erfahrung ist meist der „Fehler 40“ schuld.
Das ist der Abstand des Benutzers vor dem Monitor…Nochmal zu deiner obigen Beschreibung: Was passiert denn nach dem Einfügen?
Gibt es eine Fehlermeldung?
- Das Thema ‘Beitrag’ ist für neue Antworten geschlossen.